Dr. Jack Schiefer
Dr. Jack Schiefer war erster Landrat des Kreises Erkelenz nach dem 2. Weltkrieg und ein Widerstandskämpfer gegen die nationalsozialistische Diktatur.
Er wurde 16. April 1898 in Sinnersdorf bei Köln als Jakob Erpenbach geboren und diente im Ersten Weltkrieg, ehe er von 1918 bis 1926 als Zuschläger in der Kölner Eisenbahnschmiede arbeitete. Danach besuchte er die Fachschule für Wirtschaft in Düsseldorf und arbeitete ab 1928 als Arbeitssekretär des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbunds.
Als Gewerkschafter und Sozialdemokrat muss er nach der sog. Machtergreifung Verfolgung und Verhaftung befürchten und emigrierte daher nach Amsterdam. Dort gab er mit anderen Emigranten mehrere oppositionelle Zeitungen heraus und übernahm Kurierfahrten ins Reich. Bei einer solchen wurde er am 20. Juli 1935 in Erkelenz verhaftet, nachdem man ihn denunziert hatte. Er wurde im Alten Rathaus – damals ein Gefängnis – inhaftiert und gefoltert, ehe ihn der Volksgerichtshof am 11. Dezember 1936 zu zweieinhalf Jahren Haft wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ verurteilte. 1937 wurde er vorzeitig entlassen.
Nach dem Ende des Krieges kehrte er nach Erkelenz zurück und wurde von den Alliierten zum Landrat ernannt. 1946 wählte ihn der Kreistag zum Oberkreisdirektor, ehe er 1947 ins Arbeitsministerium in Düsseldorf wechselte. Nach seiner Pensionierung saß er von 1964 bis 1969 für die SPD im Erkelenzer Stadtrat. Er starb am 29. Januar 1980.
In Erkelenz wurde ihm eine Straße gewidmet, außerdem erinnert eine Tafel auf der Route gegen das Vergessen an sein Wirken. Zudem verfasste er diverse Bücher und Aufsätze.
Erwin Mathissen
Erwin Mathissen war der erste ehrenamtliche Bürgermeister von Erkelenz nach der Kommunalreform. Er wurde am 26. September 1999 per Stichwahl in dieses Amt gewählt. Damit ist er auch der bis heute einzige sozialdemokratische Bürgermeister in der Erkelenzer Geschichte.
Geboren wurde er am 27. Februar 1938. In einer langen politischen Karriere war er u. a. Kreistagsmitglied im Altkreis Erkelenz, Fraktionsvorsitzender im Gemeinderat Lövenich vor der kommunalen Neugliederung und stellvertretender Fraktionsvorsitzender im Erkelenzer Stadtrat. Dabei beschäftigte ihn besonders der Tagebau und seine Folgen. Als Bürgermeister setzte er sich deswegen für den Erkelenz-Vertrag ein, bei der die Bergbautreibenden erstmals vertraglich ihre Pflichten festlegten. Da passte es, dass er – nachdem er 2004 nicht erneut angetreten war – von 2005 die Funktion des Umsiedlungsbeauftragten des Landes Nordrhein-Westfalen, die er bis 2009 ausübte.
Erwin verstarb am 02. Dezember 2021. Der SPD-Ortsverein widmete ihm einen Baum auf dem Friedhof in seinem Heimatort Lövenich.
1863 Gründung des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins (ADAV) in Leipzig durch Ferdinand Lassalles
1869 Gründung der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei in Eisenach (SDAP) durch August Bebel und Wilhelm Liebknecht
1875 Vereinigung von ADAV und SDAP zur Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands (SAPD) in Gotha mit Gothaer Programm.
1878 Das Sozialistengesetz bringt Verbot und Verfolgung von Zeitungen, Zeitschriften, Gewerkschaften und Sozialdemokraten
1890 Die SAPD benennt sich zur Sozialdemokratischen Partei Deutschlands um. Bei der Reichstagswahl 1890 wirddie SPD wahlstärkste Partei mit 19,7 %
1912 SPD ist erstmals stärkste Fraktion im Reichstag
1917 Spaltung der SPD über die Frage der Kriegskredite
1918 Der MSPD-Politiker Philipp Scheidemann ruft am 9. November um die bürgerlich-demokratische Republik aus. Nur zwei Stundenspäter ruft Karl Liebknecht als Konkurrenzsystem die „Freie sozialistische Republik Deutschland „aus. Friedrich Ebert übernimmt am 09.11.1918 die Reichskanzlerschaft und strebt die Wahl einer verfassungsgebenden Nationalversammlung mit dem Ziel der Errichtung einer parlamentarischen Republik an.
1919 Friedrich Ebert wird Reichspräsident der Weimarer Republik und damit das erste demokratische deutsche Staatsoberhaupt. Die SPD erhält bei den Wahlen zur Nationalversammlung 37,9% und führt als stärkste Kraft die Regierung
1931 Gründung der „Eisernen Front“ bestehend aus SPD, ADGB, des Allgemeinen freien Angestelltenbundes, Reichsbanner und Arbeiter-Turn- und Sportbund zur Abwehr der wachsenden faschistischen Gefahr
1933 Die Sozialdemokratie steht allein für die parlamentarische Demokratie ein. Reichspräsident Hindenburg beauftragt Hitler am 30. Januar mit der Regierungsbildung und vereidigt ihn als Reichskanzler. Die nationalsozialistische Gewaltherrschaft beginnt. Trotzdem gelingt es der SPD, bei den Reichstagswahlen am 5. März noch 18,3% der Stimmen zu gewinnen. Am 23. März stimmt allein die SPD gegen Hitlers „Ermächtigungsgesetz“, mit dem der demokratische Rechtsstaat praktisch abgeschafft wird. Am 2. Mai werden die Gewerkschaften zerschlagen, und am 14. Juli folgt das offizielle Verbot der SPD. Die SOPADE (Sozialdemokratische Partei Deutschlands) als SPD-Exilorganisation in Prag übernimmt die Sprecherfunktion und sieht ihre Aufgaben vor allem in der Aufklärung und der Unterstützung der illegalen Arbeit in Deutschland
1945 Am 8. Mai endet der 2. Weltkrieg mit der bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht und der Befreiung Deutschlands vom Nationalsozialismus.
1946 Im Mai wird Kurt Schumacher in Hannover zum Vorsitzenden der SPD gewählt
1948 Im Rahmen der Mitgestaltung des Grundgesetzes 1948/49 im Parlamentarischen Rat sind es die Vertreter der SPD, insbesondere Carlo Schmid, die es schaffen, im Grundgesetz den Gedanken des „sozialen Rechtsstaats“ zu verankern
1949 Am 23. Mai tritt das Grundgesetz in Kraft und wird die Bundesrepublik Deutschland gegründet. Bei den Bundestagswahlen im August erreicht die SPD lediglich 29,2%, die CDU/CSU dagegen 31% der Stimmen. Die SPD ist wieder in der Opposition.
1959 Die SPD erneuert sich ab Mitte der 50iger Jahre personell, organisatorisch und programmatisch. Mit dem Godesberger Programm vom November 1959 beginnt der Schwenk zur modernen sozialen Volkspartei.
1966 Ende November einigen sich CDU und SPD auf eine gemeinsame Koalition. Die SPD ist damit 17 Jahre nach Gründung der Bundesrepublik in der Regierungsverantwortung auf Bundesebene.
1969 Am 5. März wird Gustav Heinemann erster sozialdemokratischer Bundespräsident. Am 21 Oktober wird Willy Brandt Kanzler der sozial-liberalen Koalition. In seiner Regierungserklärung umschrieb er mit dem berühmt gewordenen Satz: „Wir wollen mehr Demokratie wagen“ das Leitmotiv der neuen Koalition.
1970 Willy Brandts Kniefall in Warschau.
1972 Die Bundestagswahl führt die SPD mit 45,8% zur stärksten politischen Kraft in Deutschland. Die Wahlbeteiligung lag bei 91%.
1974 Nach innerparteilichen und politischen Problemen, Rückschlägen und wirtschaftlichen Belastungen sowie der so genannten Guillaume-Affäre tritt Willy Brandt am 6. Mai 1974 zurück. Die Kanzlerschaft wechselt am 16.Mai 1974 ohne Neuwahlen zu Helmut Schmidt.
1982 Die sich dem Neoliberalismus öffnende FDP verlässt die sozial-liberale Koalition und verhilft Helmut Kohl im Oktober per Misstrauensvotum gegen Helmut Schmidt zur Kanzlerschaft. Damit endete eine ausgeprägte und weitreichende Reform-Ära.
1983 Die Bundestagswahl führt zur Mehrheit von CDU und FDP. Die SPD verliert 4,7 %. Die Grünen ziehen erstmals in den Bundestag ein. Bundeskanzler Helmut Kohl regiert Deutschland bis zum Oktober 1998.
1989 Am 9. November fällt die Berliner Mauer und der Weg zur Wiedervereinigung am 3.10.1990 wird geebnet.
1990 Am 27.9. wird auf dem Berliner Parteitag die Einheit der SPD wiedergestellt. Die gesamtdeutsche Bundestagswahl am 2.12. erbringt für die SPD 33,5%.
1998 Gerhard Schröder erringt als Kanzlerkandidat bei den Bundestagswahlen am 27.9. mit 40,9 % einen großen Wahlerfolg. Am 27.Oktober wird er zum Bundeskanzler der ersten rot-grünen Regierung gewählt.
2003 Nach der sozialdemokratischen Neuorientierung im Verhältnis von Staat und Markt folgen die umfangreichen Sozialstaatsreformen der „Agenda 2010“. Die Reformen werden zwar die internationale Wettbewerbsfähigkeit stärken, aber auch das Verhältnis der SPD zu den Gewerkschaften nachhaltig stören. Die SPD als Partei wird letztendlich nicht von den Reformen profitieren, sondern Mitglieder, Vertrauen und Landtagswahlen verlieren.
2005 Das Ende der rot-grünen Bundesregierung wird mit dem Regierungsverlust der sozialdemokratischen Hochburg NRW eingeleitet. Noch am Wahlabend des 22.5. verkündet Gerhard Schröder für den Herbst überraschend Neuwahlen an. Die Bundestagswahl am 18. September führt letztlich zur 2. Großen Koalition nach 1966. Angela Merkel wird Bundeskanzlerin.
2009 Die schwarz-rote Koalition aus CDU/CSU und SPD wird bis 2013 von einer schwarz-gelben Koalition aus CDU/CSU und FDP abgelöst.
2013 Die Bundestagswahl vom 22. September mündet erneut in einer schwarz-roten Koalition aus CDU/CSU und SPD.
2018 Mit der Bundestagswahl vom 24. September wird die Große Koalition fortgesetzt. Ende Oktober 2018 kündigte Bundeskanzlerin Angela Merkel an, sich mit der Wahl 2021 aus der Politik zurückzuziehen.
2021 Bei der Bundestagswahl am 26. September wird die SPD stärkste Kraft mit einem Stimmenzuwachs von über 5 %. Die CDU/CSU musste das schlechteste Bundestagswahlergebnis ihrer Geschichte hinnehmen. SPD, Grüne und FDP einigen sich als erste „Ampel-Regierung“ auf eine gemeinsame Zusammenarbeit. Olaf Scholz wird am 8. 12.2021 zum Bundeskanzler gewählt.
2022 Im Februar überfällt Russland die Ukraine. In seiner Regierungserklärung vom 27.2. prägt Olaf Scholz den politischen Begriff der „Zeitenwende“.